Neuss. Seit Januar ist die Vereinigung der Heimatfreunde Herr im eigenen Haus und verfügt über eine Geschäftsstelle mit Saal und Besprechungszimmern. Deshalb wurde die Ehrenmedaille zum ersten Mal seit Jahren auch nicht im Haus Rottels, dem Rheinischen Schützenmuseum, sondern im neuen Heimatfreunde-Domizil an der Michaelstraße verliehen.
Sieben Preisträger wurden dort am Samstagvormittag für ihre Verdienste um „Stadt und Landschaft Neuss“ ausgezeichnet. Die hob der Heimatfreunde-Vorsitzende Christoph Napp-Saarbourg in seiner Laudatio auf jeden neuen Träger dieser Auszeichnung hervor.
Ausgezeichnet wurden in diesem Frühling Unternehmer Hermann-Josef Werhahn, Schützenlust-Major Herbert Geyr, sein Adjutant Kurt Koenemann, Stadtarchivar Jens Metzdorf, der Planungsausschuss-Vorsitzende und CDU-Stadtverordnete Karl-Heinz Baum aus Hoisten, Sparkassen-Direktor Georg Meyer sowie der langjährige Vorstand des Neusser Bauvereins und heutige Geschäftsführer der Neusser Stadthafen GmbH Klaus Harnischmacher. Für viele Preisträger war es nicht die erste Auszeichnung. Drei der Sieben sind – zum Teil schon lange – Träger das Bundesverdienstkreuzes.
Für einen besonderen Moment sorgte in der rund einstündigen Feierstunde Hermann-Josef Werhahn. Er ergriff nach seiner Auszeichnung spontan das Wort. „Ich bin kein Marschierer. Ich bin Pazifist“, sagte Werhahn, in Anspielung darauf, dass ein Großteil der übrigen Preisträger aus aktiven Schützen besteht. Napp-Saarbourg hatte ihn als „Zeitzeuge der Neusser Nachkriegsgeschichte“ gewürdigt. Und dafür, dass er „immer Verantwortung übernommen hat, für sich und für andere“. Werhahn nutzte die Gelegenheit um seine Gefühle zu schildern, als er 1947 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück kam. „Ich war geschunden vom Krieg. Jugend, Studium, Firmen – alles war uns genommen worden“, erinnerte sich der 92-Jährige, der morgen seinen 65. Hochzeitstag mit Ehefrau Libeth Werhahn-Adenauer feiert. Mit ihr hat er fünf Kinder. In seiner Rede deutete Werhahn an, es zu bereuen, das Erlebte nicht schon früher erzählt zu haben: „Ich bin erst seit meinem 90. Geburtstag ans Reden gekommen“, sagte er. Seine nachdenklichen Worte schloss Werhahn schließlich versöhnlich. Der Kreis der Preisträger gefalle ihm, weil alle eine rheinländische Eigenschaft hätten: „Sie sind alle bodenständig. Das ist mir sympathisch“, so Werhahn.
Quelle: NGZ, Jascha Huschauer