Autor: Frank Westphal (Seite 53 von 192)

Liederheftchen für Sankt Martin

Das Fest des heiligen Sankt Martin steht vor der Tür. Wir dürfen uns freuen, dass auch in diesem Jahr wieder tausende Kinder – manche von ihren Eltern begleitet – Lichterfackeln gebaut haben und sie in vielen Umzügen zu Ehren des Heiligen mit schönen Liedern durch die Stadt tragen und dann an die Haustüren kommen, um auch dort ihre Lieder zu singen, vielleicht auch, um die eine oder andere Süßigkeit zu erhaschen. St. Martin steht für die Barmherzigkeit und das Mitleiden mit allen, die in Armut und Not leben. Es ist gut, dass die Kinder auf ihre ganz besondere Art darauf hin weisen.

Um einen guten Beitrag zum Fest zu leisten, haben die Heimatfreunde schon vor Jahren ein kleines Liederheft herausgegeben, das auch jetzt wieder zu erwerben ist:

Das kleine St. Martin-Liederheft enthält neun Liedertexte:

  • Laterne, Laterne
  • Ich geh mit meiner Laterne
  • Sei gegrüßt, St. Martin, Gottesmann
  • Sankt Martin
  • Zink Mätes
  • Abends, wenn es dunkel wird
  • Sankt Martinus, Gottesmann
  • Durch die Straßen
  • Großer Gott wir loben dich

Das Heftchen ist in der Geschäftststelle der Heimatfreunde auf der Michaelstr. 67 in 41460 Neuss und in der Einhorn-Apotheke, Büchel 22, 41460 Neuss, zum Preis von 0,40 Euro erhältlich.

Die Radiogruppe der Heimatfreunde hat eine neue Sendung für den Bürgerfunk erstellt. Thema: Straftaten im mittelalterlichen Neuss.

Straftaten und ihre Verfolgung waren im mittelalterlichen Neuss von grosser Bedeutung. Zum einen um Unrecht zu sühnen. Zum anderen, weil es zwischen der Stadt und dem Landesherren, dem Kurfürsten von Köln, immer wieder Streitigkeiten gab, wer die Blutgerichtsbarkeit – die Verhängung schwerster Urteile bis hin zur Todesstrafe – ausüben darf. Es ging um Mord und Totschlag, Diebstahl, Körperverletzungen und Beleidigung, falsches Mass, Gewicht und falschen Preis, Ehebruch und Verbrechen gegen die Religion. Auch sind in Neuss zwei Prozesse gegen Hexen dokumentiert. Der erste gegen die 60 jährige Hausfrau Jonas Hesters. Er endete mit ihrer Hinrichtung am 24. Dezember des Jahres 1635. Im zweiten urkundlich verbürgten Prozess wurde die Jungfrau Halffmanns beschuldigt. Sie konnte aus ihrer Haft entweichen, nachdem der Stadtrat wegen seiner Streitigkeiten mit dem Kurfürsten über die Zuständigkeit lange Zeit wenig Interesse am Verfahren, aber auch Zweifel an der Schuld der Angeklagten hatte.
Die Radiosendung der Heimatfreunde wird im Bürgerfunk, am 04. November ab 20.00 Uhr über Radio News 89,4 ausgestrahlt  und wird  später im Internet über NRWision – Mediathek – Heimatfreunde zu hören sein.
Den Text schrieb Heinz Günther Hüsch. Sprecher sind Helga Peppekus, Klaus Karl Kaster, Wilhelm Schepping. Die Dramaturgie lag bei Johannes Feser.

Rückblick „Historischer Abend 2021“

Christoph Napp-Saarbourg, Vorsitzender Heimatfreunde Neuss e.V., durfte sich über eine etwa hundertköpfige Gästeschar beim traditionellen Historischen Abend im Romaneum freuen, der dieses Jahr unter dem Thema „Unter Besatzung“ die Lebensbedingungen der Neusser in für sie schwierigen Zeiten zu verschiedenen Jahrhunderten beleuchtete. Josef Burdich, der auch die Leitung des Abends hatte, referierte über die Besatzungszeiten seit dem Kölner Krieg im 16. Jh., der sog. Hessennot, als Neuss im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges als Pfandobjekt der Hessen herhalten musste; dem folgten anderthalb Jahrhunderte, da Neuss infolge einer einseitigen Festlegung der damaligen Kölner Kurfürsten auf Frankreich als Bündnispartner gleichsam Faustpfand Ludwigs XIV. und seines Nachfolgers war. Die wenigen Jahre dieser Epoche ohne Verteilung von Soldaten auf die Privatwohnungen der Neusser und ohne Kontributionen und materielle Forderungen erwiesen, dass dann auch die Wirtschaft prosperierte, ablesbar z. B. an reger Bautätigkeit.
Der anschließende Vortrag zur Neusser Franzosenzeit von Lisa Klewitz, gebürtiger Neusserin und promovierter Historikerin, die mit ihrer Familie in Mainz lebt, wurde als aufgezeichnetes Video präsentiert. Der Coup von 1813, als es einer 600 Mann starken preußischen Truppe gelang, mit einem französischen Marsch bei Nacht in Neuss einzumarschieren und zumindest für einen Tag Neuss zu befreien, wurde von der Referentin als Anfang vom Ende der Franzosenzeit gewertet, indem sie einerseits die Historizität der Anekdote relativierte, aber ein Umdenken in der linksrheinischen Bevölkerung plausibel nachzeichnete. Im Übrigen bedeutete die Franzosenzeit für Neuss wirtschaftlichen Aufschwung und einen starken Bevölkerungszuwachs.
Der abschließende Vortrag von Herrn Stadtarchivar Dr. Jens Metzdorf widmete sich der belgischen Besatzungszeit nach dem 1. Weltkrieg, also einer Zeit, die generell von Umbrüchen gekennzeichnet war: Durchführung demokratische Wahlen zur Nationalversammlung, Reichstag, Preuß. Landtag und der Neusser Stadtverordnetenversammlung, alle verbunden mit dem Wahlrecht für Frauen, die Parteiprogramme, die Auswirkungen des Versailler Vertrages, die wachsende Inflation, der Ruhrkampf – Chancen, aber auch Probleme, wobei Metzdorf das Fazit zog, dass gerade die Tatsache, dass Neuss besetzt war, die vielen Facetten partei- und gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen unter den strengen Auflagen und Kontrollen der Belgier hierzulande gar nicht so zur Entfaltung kamen; vielmehr war man in Neuss unter besonnener und ausgleichender Leitung der Bürgermeister Gielen und Hüppner bemüht, auskömmlich die Neusser Bürgerinnen und Bürger durch eine Zeit von Not und Entbehrung (Ausgangssperren, Zensur, Lebensmittelkarten, Waffenverbot, etc.) zu führen. Metzdorfs Vortrag wurde durch gut ausgewählte Fotographien und Abbildungen von Originaldokumenten illustriert.
 
Der starke Applaus am Ende entsprach dem guten Eindruck von drei vielseitigen Vorträgen zur Neusser Geschichte.
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