Nachlese:

Auch der dritte der inzwischen im Jahresabstand wiederkehrenden Abende „Nüsser Tön em RomaNEum“ der Neusser Heimatfreunde und der Musikschule Neuss erwies sich als ein voller Erfolg. Besonders herzlich begrüßt vom „Hausherrn“ Musikschulleiter Reinhard Knoll wie auch vom Heimatfreunde-Vorsitzenden Christoph Napp-Saarbourg durfte sich das Publikum im vollbesetzten „Pauline-Sels-Saal“ zu Beginn erneut an drei wohlgelungenen Liedbeiträgen des so unverkennbar und erfreulich international besetzten Kinderchors der Musikschule Neuss unter der animierenden Leitung von Frau Isa Ognyanova und mit den farbenreichen Klavierklängen von Musikschuldozent Ralph H. Rotzoll erfreuen, ehe sich eine besonders abwechslungsreiche Folge teils tiefsinniger, teils heiterer Gedicht-, Prosa- und Liedbeiträge in Nüsser Platt anschloss. Vorgetragen wurden sie teils von den Autoren selbst, teils von Interpreten aus der Neusser Mundart-Szene.

Den berührenden Ausgangspunkt bildete ein Gedenken an den kurz vor Weihnachten verstorbenen, lange Jahre vielseitig aktiven Zonser Mundartautor Hans Sürtenich mit einer Lautsprecher-Einspielung zweier seiner Texte, die einst von ihm selbst für das Mundart-Telefon des Rheinkreises Neuss gesprochen worden waren. – Ein weiteres, aber ganz ungetrübtes Gedenken galt sodann Wilhelm Busch anlässlich „150 Jahre Max und Moritz“, und zwar mit dem berühmten „Schneider Böck“- Text, den Wilhelm Schepping im Rahmen eines gesamtdeutschen Mundart-Projekts ins Nüsser Platt übertragen hatte und hier nun anschaulich rezitierte.

Danach eröffnete er zusammen mit Helga Pepekus einen „Johresziede“-Textteil des Abends mit dem sich an „Ruse em Wenkter“ entzündenden, von beiden Vortragenden nun plastisch nachinszenierten hintergründigen Ehestreit-Dialog von Ludwig Soumagne.  Ausgleichend folgte dann Willi Könen mit mehreren seiner stilleren Sommergedichte, ferner Helga Peppekus mit sechs nachdenklichen eigenen Mundart-Haikus, Otto Saarbourg mit Kreiners „Onse alde Dörpel“ und zuletzt Dirk Zanders mit drei eigenen, von ihm selbst auch am Flügel begleiteten ausdrucksvollen Kreiner-Vertonungen: die ersten beiden – „Alde Böhm“ und „Schwaneness“– auch von ihm selbst und die dritte „Min Heimat“ mit schöner Altstimme von Helga Peppekus gesungen.

Den nächsten Teil „Nüsser Verzäll“ eröffnete Hildegard Freudenberg mit einer kritischen Betrachtung „Nüss hüttzedachs“ in aussagestarken Versen, gefolgt von Peter Rüttgers berührender – von Annette Schepping auch dem gemäß gestalteter – Geschichte „Hänske“. Zwei weitere Prosatexte dieses Teils wurden von ihren Autorinnen selbst gelesen: Katharina Halls höchst anschaulich porträtierter Hahn   „Festus“und Barbara Wierigs appetitanregender „Rievkooche“.  Dann war die Bühne frei für Peter Veiser: Mit seinem begleitenden Keyboard und seiner sonoren, kein Mikrophon benötigenden Stimme trug er seine hitverdächtige neue Josef Schneiders-Vertonung „Ons Nüss“ vor und erreichte im Refrain sogar schon ein vorsichtiges Mitsingen des Publikums.

Der abschließende Abschnitt „Nüsser Kirmes“ vereinigte – von den Autoren selbst sehr anschaulich gelesen – Cilly Vietens „Wat net all passeere kann“, Willi Könens „Schützefess em Hippelank“, Dieter Nehrs vielbelachte Episoden „De Krott“ sowie Heinz Gilges amüsante „Et schönste op d`r Welt“ und „Äver net mieh vör Kermes“, wonach dann – schon traditionsgemäß – das von den Besuchern zu Rotzolls klangvoller Klavierbegleitung gerne mitgesungene Neusser „Erftlied“ diesen besonders gelungenen Abend beendete.

Im Foyer aber verweilten danach noch so Manche im Gespräch bei Rotwein, Wasser und Brot.