Am Mittwoch, 9. Oktober 2024, fand der diesjährige Historische Abend der Heimatfreunde Neuss e. V. statt, wie bereits in den vergangenen Jahren im Pauline-Sels-Saal des Romaneums. Im Blick auf die derzeitigen konzeptionellen Vorbereitungen und gestalterischen Maßnahmen anlässlich der mit großen Erwartungen verbundenen Landesgartenschau in Neuss im Jahr 2026 wählte Josef Burdich, Oberstudiendirektor i. R., als Verantwortlicher des Abends für dieses Jahr als Thema „Neusser und seine Grünanlagen“, um zu signalisieren, dass Neuss bereits heute mit zahlreichen Grünflächen unterschiedlicher Nutzung aufwarten kann, die jedoch durch die umfassende Umgestaltung des ehemaligen Rennbahngeländes mit der Schützenwiese zum Zentrum des Landesgartenschauareals eine zukunftsträchtige Aufwertung erfahren sollen.
Michael Ziege, stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Grünes Herz“, stellte demgemäß kurz die Planungen zur Landesgartenschau vor, betonte besonders, dass es sich dabei nicht um ein einmaliges Projekt für das Jahr 2026 handle, sondern dass der zukünftige Bürgerpark mit vielerlei Anreizen für Erholung, Sport, kultureller Nutzung und Freizeitaktivitäten den
Grüngürtel von Neuss nachhaltig prägen solle.
Dr. med. Karl Ernst Klepper skizzierte mit zahlreichen historischen Karten und Stichen durch die Jahrhunderte die Bedeutung der „Wiese“ als eines geschichtsträchtigen Areals zwischen der ehemaligen Ostfront der Stadt Neuss und dem sich im Verlauf der Geschichte immer mehr nach Osten verschiebenden Hauptflussbetts des Rheins, das einerseits fast immerwährender Zankapfel zwischen Neussern und Düsseldorfern wegen der Weideflächen war, andererseits aber auch bei der Belagerung Karls des Kühnen 1474/5 und auch 1586 bei der Erstürmung durch die Truppen des Herzogs von Parma, Alexander Farnese, als Aufmarschplatz und umkämpftes Gebiet diente. Die Neuzeit brachte dann friedlichere Akzente, wenn auf der Wiese Schützenfeste, Viehschauen oder auch Kundgebungen (1848 trat u. a. auch Ferdinand Lasalle als Redner auf) stattfanden. Mit historischen Bildern und Fotografien von der Hessentorbrücke, der Rennbahn und der benachbarten Bebauung mit Kehlturm, Pegel und am Hafen gelang Dr. Klepper ein umfassender Überblickblick bis in die Gegenwart.
Josef Burdich widmete sich in seinem Kurzvortrag der Niederlegung der Neusser Stadtmauern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Gestaltung der Promenade, ein Projekt, das mit dem Namen des genialen Gartenbaukünstlers Maximilian Friedrich Weyhe verbunden ist, der vom Referenten bezüglich seiner überregionalen Bedeutung gewürdigt wurde.
Volker Koch, ehemaliger Sportredakteur der NGZ, machte als Anrainer des Stadtparks den findungsreichen wie äußerst arbeitsamen Schöpfer desselben, Franz Kellermann (gest. 1945)
zu seinem Thema. Kellermann überhaupt sei die Vernetzung der vielen grünen Zonen in Neuss zu verdanken, vom Jröne Merke über Stadtpark, Rosengarten bis nach Selikum, den Botanischen Garten eingeschlossen. Koch wies auch nachdrücklich – gleichsam als Vermächtnis des Franz Kellermann – auf die gebotene Pflicht hin, sich diese historisch einzigartige „grüne Lunge“ angelegen sein zu lassen, eben durch beständige, jahreszeitlich typische und erforderliche gärtnerische Maßnahmen.
Den Abend beschloss der Beitrag über den Botanischen Garten, der in diesem Jahr sein 110. Jubiläum begehen darf. Der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Botanischen Gartens, Karlheinz Kullick, führte in das Thema ein, Georg Gremmer bot mit historischen Fotografien einen Überblick über die Geschichte des Gartens mit besonderem Augenmerk auf das Wirken
von Gartendirektor Franz Kellermann und Gartenarchitekt Heinrich de Cleur. Frank Strobl erläuterte an einem Plan die jüngsten Akzente und Vorhaben ab dem Jahr 2000.